Das Reparieren von Klavieren
und Flügeln
Jeder Gebrauchsgegenstand der Welt hat Verschleißteile; so auch Pianos und Flügel.
Aber diese sind erstaunlich wartungsarm. Alle hier beschriebenen Teile beleuchte ich für den normalen Gebrauch, also nicht das Museumsstück (das jahrelang nur angeschaut wird) und auch nicht das Instrument dass professionell mehrere Stunden täglich in Benutzung steht.
Die Oberfläche (oder auch der Korpus bzw. die Umbauteile)
⇒ Bei alten Instrumenten -wo die Oberfläche mit Schellack behandelt ist- kommt eine Bearbeitung / Auffrischung eigentlich erst weit nach einem halben Jahrhundert vor (ausgenommen sind natürlich Kriegs- und Transportschäden). Hier ist natürlich nicht Staub wischen gemeint.
⇒ Holzfurnierte Oberflächen bleichen naturbedingt durch Sonnenlicht auch erst innerhalb mehrerer Jahrzehnte aus.
⇒ Polyesterbeschichtungen an jüngeren Instrumenten sind bei pfleglicher Handhabung genauso wartungsarm.
Hölzer innen im Instrument
Wählt man den Standort eines Pianos oder Flügels so aus, dass dieser nicht unmittelbar neben einem betriebenen Kamin, Ofen oder einer Heizung ist und sorgt man für eher höhere als niedrige Luftfeuchtigkeit, dann beugt man mit einfachen Mitteln so mögliche Steg-, Stimmstock- und Resonanzbodenrisse vor. Mit einfachen und kostenlosen Maßnahmen kann man so zur Langlebigkeit und einer gewissen Werterhaltung selbst beitragen. Auch Gußplattenrisse können nur durch äußere Einwirkungen wie Kriegserschütterungen und unsachgemäßen Transport geschehen.
Mechanische Teile
Wenn man mal nicht von einem Mottenbefall ausgeht oder nicht grob fahrlässig mit Wasser gefüllte Blumenvasen oder Getränke aufs Instrument stellt und damit ein Umkippen und Hineindringen ins Innere riskiert, dann sind nur noch die Tasten und die Mechanik zu erwähnen.
⇒ Die Tasten: sollten in Generationsschritten bearbeitet werden. Das heisst, dass das seitliche Tastenspiel eingestellt wird oder die Garnierung erneuert wird. Dass mal eine Taste brechen kann, ist in einem Klavierleben sehr unwarscheinlich. Das betrifft auch den Tastenbelag. Klassischer Tastenbelag (Plastik) ist praktisch 'unkaputtbar'. Sollte sich mal ein Elfenbein-Plättchen lösen, kann ein Klavierbauer das wieder fachgerecht anbringen. Genau so ist es wenn mal ein solches Plättchen verloren gegangen ist.
⇒ Die Saiten: nicht selten sieht man hundertjährige Instrumente noch mit allen Originalsaiten. Und selbst wenn in dieser Zeitspanne mal zehn Saiten erneuert wurden, wäre die Quote im Vergleich zu allen anderen Saiteninstrumenten (Cembalo, Spinett, Kontrabass, Gitarre, Cello, Geige, Harfe, ...) extrem niedrig.
⇒ Die Mechanik: sollte bei normalem Gebrauch alle ca. 20 Jahre fachmännisch überarbeitet und neu einreguliert werden. Also die Hämmer abgeschliffen (ggf. neu befilzt) werden, die Achsen erneuert werden, Federn gefettet, sämtliche Mechanikschrauben nachgezogen werden, Dämpfung und Pedale neu eingestellt werden, ...
Zusammenfassend gesagt gibt es kein wartungsfreies Instrument, aber größere Reparaturen kommen nur in Generationsschritten mal vor. Beim Gehäuse, Stimmwirbel und den Innenhölzern sind notwendige Reparaturen noch viel seltener. Also eines der wartungsärmsten Gebrauchsgegenstände, die mir bekannt sind. Einmal genial erfunden - jeder kann es haben!